Der Fernsehturm

Der Fernsehturm

216 Meter hoch und feierlich 1956 eröffnet. Am 10. Juni 1954 wurde begonnen und nach 20 Monaten ging das Bauwerk in Betrieb. Heute würde die Bauzeit sicher fünf Jahre dauern. Der Schwabe, auch „Bruddler “ genannt, war damals schwer am Schimpfen. Zugegeben, in den Fünfziger Jahren hatte Deutschland andere Probleme als Schönheiten in den Himmel zu bauen. Heute sind Stuttgarter stolz auf ihr Wahrzeichen. Womöglich kommt es mit dem Bahnhof Stgt. 21 auch so. Irgendwann wird er einmal fertig sein. Er wird schön werden Er wird voraussichtlich nicht schön bleiben. Merkantile Gier, die Innenvermarktung wird jeden Quadratmeter an Dönerbuden, Discountbäcker, Kruscht&Krempel-Läden und diverse übelriechende Etablissements verticken. Den Rest des Orkus besorgen dann Neonwerbung mit Fahnen, dass alles aussieht wie ein häßlicher Fantasyhorror. Dann werden in kurzer Zeit die Sprayern anrücken und der Alltagssiff wird sich etablieren. Es wird halt ein ganz normaler Bahnhof und der hat in Deutschland dreckig zu sein. Irgenwie wird alles schon ein bisschen schön werden. Fachleute sagen aber, dass Züge die wenigen acht Gleise verstopfen werden.
Schluss mit Geunke, ich bin schließlich Optimist. die Chance stehen schecht, aber wir ergreifen sie.

PS. Die Messlatte der Sauberkeit kann man der einfahrende Stuttgarter am Gare del Est in Paris genießen.

Als das 19. Jahrhundert

Als das 19. Jahrhundert

ins 20. überging. Mit dieser Zeit beschäftige ich mich momentan in meiner Freizeit intensiv. Gerade lese ich die Erinnerungen des Kunsthändlers Ambroise Vollard. Von ihm erfährt man, dass er eine Vincent van Gogh oder Cézanne für umgerecht 20 Euro kaufen konnte. Nebenbei erfreut mich das Tagebuch von Harry Graf Kessler und mit meiner Malerei bin ich auch auf den Spuren dieser Zeit.

Meine Tochter vermutet manchmal, dass ich etwas seltsam geriete, denn bis auf die Tischgespräche zu meinen Gästen pflege ich so gut wie keinen Umgang. Ich bin also sehr viel alleine, und dieses Alleinsein macht mich glücklich und rundum zufrieden. Ich mag auch daran liegen, dass mir die Bücher die besten Freunde sind. Hinzukommt die Zerstreuung durch die Malerei, und wenn ich etwas Umtrieb brauche, gehe ich unten aus der Türe und schon sind die Schafe da und springen an mir hoch. Ein Leben ohne Tiere ist für mich unvorstellbar.

Der Frühling kommt

Der Frühling kommt

Liebe Laura, du hast es schon immer gewußt, der Wechsel der Jahreszeiten folgt der Willkür der Natur, dies aber zuverlässig.

Frühlingsglaube“ von Ludwig Uhland.

Die linden Lüfte sind erwacht,
Sie säuseln und weben Tag und Nacht,
Sie schaffen an allen Enden.
O frischer Duft, o neuer Klang!
Nun, armes Herze, sei nicht bang!
Nun muß sich alles, alles wenden.

Die Welt wird schöner mit jedem Tag,
Man weiß nicht, was noch werden mag,
Das Blühen will nicht enden.
Es blüht das fernste, tiefste Tal:
Nun, armes Herz, vergiß der Qual!
Nun muß sich alles, alles wenden.

Und nun noch einige nachdenkliche Sätze zu den Schwaben.

Der Verleger Ernst Klett über seine Heimat, über die Schwaben und was er ihnen verdanke:
Man tut bei diesem Stamm gut, sich nicht auf das Erbe zu verlassen… wenn man da nicht aufpasst, kann man leicht ins Allzuschwäbische geraten, und das heißt doch: kleinlich sein, geizig, neidisch; und schwerblütig, unsinnlich, kontaktschwach bis zur schieren Ungeselligkeit, eng, verkapselt in seine Tälchen, „innerlich“, und eben ganz und gar weltlos. Sehen Sie sich unsere öffentlichen Gremien an, Landtag, Gemeinderäte, Vereine, und dort besonders die aus Kernschwaben, Altwürttemberg: meinen Sie, es gehe sonstwo so kleinlich humorlos, so beflissen-subaltern zu?

Wie sieht die Aufrichtung nach einem solchen Schlag aus?

Es muss einen Grund haben, dass wir Schwaben, schließlich gut begabt, fleißig, tüchtig, vernünftiger als die meisten anderen, auch liebenswert, wenn man ein Organ für ihre Art hat, dass gerade wir so schwertun… mir scheint, dass die Leute recht haben, die sagen, der Pietismus, Variatio Suevica, sei es gewesen, der uns so gründlich verbogen hat.

Der habe sogar die schwäbischen Katholiken verdorben – und dafür gesorgt, „dass wir uns so rücksichtslos in die technische Zivilisation geworfen haben“. Früher nannte man uns die Preußen Süddeutschlands (die Preußen Preußens waren mir alle mal lieber), heute kann man uns die Amerikaner Europas nennen“. Nachdem er den falschen, verfälschen Pietismus mit der Schuld beladen hat, nimmt er noch einen kleinen Teil auf sich: Dieser Brief…. Ist (selbst) ein Musterbeispiel vermuten Schwabentums“. Und dann folgt das Bekenntnis: „ich… nirgendwo leben als hier, diesem Land und diesen Leuten gehört meine Liebe ,und schon Oberschwaben wäre so etwas wie Exil“.

Malen mit Churchill.

Malen mit Churchill.

von Vincent Klink | Briefe an Laura
Liebe Laura, dies Bild ist nicht von Winston, sondern von Rogier van der Weyden. Künstlerisch war Churchill weitaus einfacher gestrickt. Doch er war leidenschaftlicher Hobbymaler, aber auch illusionsloser Kämpfer, Militarist und moralisches Bollwerk gegen die Nazis und zur mentalen Stärkung seines Volkes schwer im Einsatz, schlichtweg ein bemerkenswert starker Charakter. Dies schon, aber nicht nur. Auf der anderen Seite plagten in erhebliche Depressionen, er nannte sie :”Mein schwarzer Hund hat mich wieder.”
Aus diesen Tiefs arbeitete er sich mit Hobbymalerei heraus. Ich selbst leide erfreulicherweise nicht an Depressionen, aber manchmal an unproduktiver Faulheit, Lustlosigkeit, und das alle gewürzt mit etwas Melancholie. Aber, das habe ich von Churchill gelernt: Wenn gar nichts mehr geht, Zeichnen und Malen hilft.
Lesen Sie das schmale Büchlein von Winston Churchill, es nennt sich: “Zum Zeitvertreib” und macht Mut zum Kreativen. Obendrein ist der schmale Band voll mit hilfreicher Philosophie. Churchill der Fels in der Brandung des Zweiten Weltkriegs, der kraftvolle Stratege, oft auch rücksichtslos, verät sich mit diesem Buch als sehr sensibel und feinsinnig.
Also “Zum Zeitvertreib”, erschienen bei Hoffmann und Campe in Hamburg.

Man sieht, ich habe mir einen flotten Strich angewöhnt.

Egal wie zittrig und unbeholfen, einfach drauflossudeln. Nicht irgend ein Vorbild abmalen. Lassen Sie Ihre Kraft von innen nach außen strömen. Egal wie unbeholfen, aber es einzig und allein Ihr Gefühl das strömt.
Nicht lange überlegen, schnell drauflos. Die Zeichen und Malversuche nicht wegschmeissen. Später sieht man sie in ganz anderem Licht. Es geht nicht um große Kunst, sondern um ursprüngliche Kraft. Ich zeichne mit dem billigsten Lamyfüller und mit wasserfester Tinte der Firma “Bohrer und Klinger, Leipzig”. Für den Füller braucht es zusätzlich einen Lamy Konverter. Der wird gefüllt mit dokumentechten Tinte und in den Füller eingesteckt wie eine Tintenpatrone.
Wie gesagt, wir sudeln los und radieren funktioniert mit der Tinte nicht. Egal wie krumm und scheps der Strich wird. Stehen lassen und dies akzeptieren.

Farbenlehre?

Farbenlehre?

Wer sich darin auskennt hat auf alle Fälle fundamentales Wissen. Goethe hat sich damit beschäftigt und vorwiegend die Gefühlssituation und das Emotionale vorangestellt. Isaac Newton fokussierte auf die physikalischen Zusammenhänge. Johannes Itten, Kunstpädagoge des Bauhauses. Er erfand den Farbkreis und beschäftigte sich fundamental mit Primär und Komplementärfarben und entwickelte unwiderlegbare Gesetzmäßigkeiten. Wilhelm von Bezolds entwickelte winw Farbenlehre der Intervalle und Dreiklänge und bestimmte eine Harmonielehre der Farben in einem zwölfteiligen Farbkreis. Innerhalb diesem theoretischen Gemenges habe ich jahrelang herumgekrebst und konnte manches auch mangels Hirnmasse nicht erfassen.

Dann fing ich an meinen Farbkasten ganz nach Laune und geringfügigen Regeln (Blau und Gelb gibt Grün…) zu erforschen. Ich erinnerte mich auch, dass der Gipfel der Pädagogik die Nachahmung ist. Eltern machen vor, Kindern machen es nach. Dasselbe Prinzip, das ich auch in meiner Küchenausbildung pflege.

Ich kapierte, dass man Bilder in echt angucken muss. Nichts gegen iPad und Monitor, klar, eigentlich könnte es genügen. Besuche ich jedoch eine Galerie werden ganz andere Sinnlichkeiten frei, ich bin dann auch aufmerksamer. Ähnliche Erfahrung macht man auch, wenn man in ein Live-Konzert geht, oder selbst den Unterschied einer CD und Vinyl-Platte spürt.

Die Devise heißt also Augen auf. Für mich ist dafür die wichtigeste Epoche der deutschen Expressionismus. Mein Lieblingsmuseum ist das Lenbachhaus in München. Insbesondere schaue ich mir die Gemälde von Gabriele Münter an. Satte Farbigkeit, extreme Kontraste kann man sehen und trotzdem ist nichts bunt sondern verwandschaftliche Farbigkeit.

Im Norden konnte ich auch etwas Besonderes erleben. Wie das Lenbachhaus gefällt mir auch die Architektur das Noldemuseums in Seebüll, unweit der Nordsee. Emil Nolde ist für mich einer der ganz Großen der Kunst und der Farbe. Gewiss, er war ein übler Nazi, Judenhasser und sein Charakter alles andere als gut. Wenn ich in seinen Bildern versinke, gibt es den Menschen Nolde nicht, es gibt nur seine Kunst.

PS: Unglaublich interessant ist das „A Dictionary of Color Combinations“ Der Japaner Sanzo Wada entwickelte Farbkombinationen zwischen 1933 und 1935. In Buchform kam es 2010 in den Handel. „Die Zeit“ rezensierte es als: „Inspirationsquelle mit einer fesselnden Auswahl an Farbtönen von denen wir nicht einmal wußten, dass sie existierten. Daran kann mehr sher gut sein Auge schulen. Gibt man den Titel bei Google ein, wird man sofort fündig.