Zum Wienbuch trafen wir erstmals aufeinander und es passiert mir so gut wie nie, dass ich auf jemanden spontan und freundschaftlich zugehe. Innerhalb von fünf Minuten war alles klar, wir befanden uns im Gleichklang. So kam es später zum Venedigbuch.
Fotografen gibt es viele, er aber ist ein wirklicher Künstler, mit einem Blick der in die kleinsten Räume menschlichen Daseins hineinfindet. Seine Kunst ist, dass er trotzdem jenseits allem Voyerismus uns seine und anderer Welt zeigt. Er sieht was ich nicht sehe, durch ihn wird es sichtbar. Immer wieder dokumentiert er sein Schaffen in geschmackvollen Broschüren.
Eine davon widmete sich seinem Vater, kurz vor dessen Tod. Er zerrte nicht seinen alten Herrn vor die Kamera, sondern fand eine besondere Metapher.
Die Geschirrhandtücher des Vaters. Niemals etwas wegwerfen!
*************************************************************************Der Vater, alt, weise, in der Wohnung jahrelang verharrend, sinnierend mit ständigem Blick zurück. Alles um ihn herum lag weit hinter ihm. Mit dem Alten wurden auch die Utensilien um ihn alt.
Vater wurde zu Grabe getragen und der Sohn setzte sich in die Wohnung. Er wollte aufräumen, Ordnung schaffen, die Räume in die jetzige Zeit zurückholen. Der Sohn lebte ganz im hier und jetzt, seine Gedanken mieden den Rückwärtsgang sondern sie stürmten voraus.
Es muss eine Entsorgungsfirma beauftragt werden. Das alte Zeug bedrückt mich, es lastet auf mich als drücke über meinem Kopf auch ein Grabstein. Der alte Herr unter der Erde, viel Grabschutt presste den Sarg. Er aber fühlte sich im womöglich freier als er jemals blutdurchpulst erleben durfte.